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Hallo lieber Leser, schön, dass Du hier bist!

Zu welcher Menschengruppe gehören Du, die mit oder die ohne Handarbeitsunterricht in der Schule?

Du findest die Frage ein bisschen seltsam? Dann muss ich vielleicht etwas weiter ausholen.

Ich habe jetzt seit neun Jahren meine kleinen Stoffladen und wie hat sich die Nähbranche in der Zeit verändert. Als ich anfing wurde von meinen Kunden hauptsächlich das traditionelle Patchwork gefertigt, große Decken, Kissen oder Tischdecken.

Ich habe zwar nie so recht verstanden warum, aber Nähen hatte den Ruf ein bisschen langweilig und verstaubt zu sein.

Warum eigentlich? Einmal liegt die Sichtweise immer im Auge des Betrachters. Für den einen ist eine Arbeit mit zarten Beigetönen, abgesetzt mit Spitzen und Volants edle, romantische Nostalgie, für den anderen erscheint es farblos und trutschig.

Dabei hat man es doch gerade beim selbst nähen in der Hand, durch Stoffauswahl und Muster das fertige Stück ganz nach dem eigenen Geschmack zu gestalten. Modern in schwarz-weiß, farbenfroh im Ethnostil, zart verspielt oder fröhlich kunterbunt.

Das Publikum war zu meiner Anfangszeit etwas älter und ich machte mir ein bisschen Sorgen um entsprechenden Nähnachwuchs. Nach meiner damaligen Theorie haben zu der Zeit so wenig junge Frauen genäht, weil diese Generation keinen Handarbeitsunterricht in der Schule hatte und dort nicht die Erfahrung machen konnte, dass etwas selbst zu kreieren total Spaß macht.

 

 

 

Aber kann das wirklich der Grund sein? Haben wir wirklich alle gute Erinnerungen an den früheren Handarbeitsunterricht? Ich bin im tiefsten Oberfranken aufgewachsen, mit einem ganz einfachen „Männer – und Frauenbild“. In der Schule durften die Jungs sich im Werkunterricht mit dem Nagel auf den Daumen hauen, wir Mädchen sollten in die Kunst des Nadelwerks eingewiesen werden.

Ganz ehrlich, für mich war es ein Alptraum, welche 10-jährige kann man dafür begeistern, eine weiße Schürze mit Rüschen zu nähen? Und das traditionelle, gestickte Nadelmäppchen, durch das wir alle „durch mussten“ , Hand auf´s Herz, im Grundschulalter fand ich es einfach nur gruselig, bis heute weiß ich noch, wie ich verzweifelt versucht habe, mit schwitzigen Händen die Nadel durch den Stoff zu führen.

Hätte mir damals jemand prophezeit, mit welcher Begeisterung ich einmal einen eigenen Stoffladen mit 2500 Stoffen führe, hätte ich je nach Gemütslage nur lachend den Kopf geschüttelt oder die Herren in den weißen Jacken gerufen.

 

 

Ein bisschen sind wir da natürlich auch von der Werbung beeinflusst. Denkt nur an die selbst gehäkelten Mützen, die heute so modern und aktuell sind, wenn meine Handarbeitslehrerin so etwas vorgeschlagen hätte, hätten mich wahrscheinlich noch öfter die unerklärlich plötzlich auftretenden Kopfschmerzen gepackt unter denen ich vor gewissen Schulstunden „manchmal“ zu leiden hatte.

Die Freude am selbst nähen und gestalten kam erst, als ich mit meinen beiden Kindern „geduldige Opfer“ hatte und feststellte, dass es durchaus möglich ist alltagstaugliche Näharbeiten zu zaubern. Angefangen hat alles mit dem ersten Kuschelteddy für meinen Ältesten, danach hing ich an der Nadel  :-)

Mit den Jahren änderte sich der Kundenstamm sehr. Im Durchschnitt wurden die Besucher jünger, gehen erfrischend unorthodox an ihr Hobby heran, probieren viel Neues aus, haben keine Angst vor ausgesprochen ungewöhnlichen Farbzusammenstellungen und haben einfach Spaß daran in einer lustigen Gruppe zu schnötern und zu werkeln. Genäht werden am liebsten kleinere Objekte, die schnell fertig sind.

Individuelle, selbst gestaltete Unikate sind wieder in und werden mit Begeisterung verschenkt.

An trutschig oder langweilig denkt da wirklich keiner mehr und der selbst genähte Wickelrock ist vielleicht keine Haute Couture, aber ein Stück das Frau stolz trägt und mit Recht dafür bewundert wird.

 

 

 

Und diese Generation hatte keinen Handarbeitsunterricht, sie bringt Nähen nicht mit Rüschenschürzen und Nadelmäppchen in Erinnerung.

Heute sind beide Nähgruppen im Laden vertreten, vertragen sich hervorragend und profitieren durch neue Ideen voneinander, die Liebhaber des traditionellen Patchworks und die Nähbegeisterten, für die das Ergebnis schnell gezaubert und möglichst alltagstauglich sein soll.

Ich freu mich jedes Mal, wenn ich höre, dass heute in den Schulen und in Kindernähkursen wieder textile Arbeiten hoch im Kurs stehen, aber mit was für tollen Ideen, vom Schminktäschchen, der eigens gestalteten Geldbörse, dem schicken Loop oder lang gewünschten Tasche. Neulich hatte ich ein junges Mädchen im Kurs, das sich von seinem Konfirmationsgeld eine Nähmaschine gekauft hat, genäht hat sie eine ganz individuelle „Smartbag“ fürs Handy und noch eins für die beste Freundin gleich mit  :-)

Nähen rockt, meine Lieben, die Ideen sind endlos, die Möglichkeiten unerschöpflich und in einer netten Nähtruppe noch viel mehr!!!

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