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Der Sinn eines Quilts oder Moritz 3.0
Bestimmt kennt Ihr die Frage auch „Was machst Du eigentlich mit den ganzen Patchworkdecken?“, oder sogar „wieso nähst Du die denn selber, die kann man doch manchmal auch beim Discounter billig kaufen?“
Eigentlich weiß ich immer gar nicht, was ich darauf antworten soll.
Quilts sind bei uns im ganzen Haus verteilt, auf Sofa, Stühlen und über dem Treppengeländer, als Farbkleckse, zum Einkuscheln, Streicheln und einfach zum Liebhaben.
Persönlich finde ich es immer etwas schade, wenn so ein Traumstück, für das mit viel Begeisterung Stoff ausgesucht wurde, das liebevoll und unter stundenlangen Einsatz an der Nähmaschine zu einem einzigartigen Unikat entstand, als Bettüberwurf im Schlafzimmer landet, wo es niemand sieht und bewundert.
Bei uns sind Quilts reine Gebrauchsgegenstände. Im Sommer schläft die ganze Familie darunter und einmal die Woche werden sie in die Waschmaschine gegeben und nehmen auch 1200 Umdrehungen nicht krumm.
Kaum hatte ich angefangen zu nähen, bekamen meine drei Männer natürlich ihre individuellen Patchworkdecken. Jeder von ihnen hatte andere Lieblingsfarben, Träume und Vorstellungen und ich beim Nähen mindestens genauso viel Freude, wie beim Verschenken.
Sebastian war damals eine richtige Leseratte und mit einer irischen Kette mit aufapplizierten Ratten glücklich, Moritz träumte davon den Superfisch zu fangen und bekam eine Aquariumsdecke und Stefan, als Segler, einen Sampler im maritimen Stil.
So, meine drei Lieblingsmänner waren versorgt – dachte ich…..
Bei den Jungs waren die Decken im Dauereinsatz: Zeltlager, Höhlen bauen, einkuscheln, sie waren überall dabei und als unser Ältester mit sechzehn ein Jahr in die USA ging, sehe ich ihn noch mit der Decke im Gepäck zum Flieger gehen und wusste, auch wenn der Abschied schwer fiel, er hat ein Stück Heimat in der Ferne dabei.
Irgendwann war es dann soweit, die Quilts sahen, vom Dauerwaschen und Gebrauch doch nicht mehr nigelnagelneu aus, die Hobbies hatten sich auch geändert und ich läutete die zweite Runde ein:
Für Sebastian wurde es jetzt die Seglerdecke, für Moritz ein eher grafisches Muster und Stefan freute sich über eine Decke in seinen Lieblingsfarben, ein Bargellomuster mit optischem Effekt.
So, meine drei Lieblingsmänner waren versorgt – dachte ich…..
Bei Moritz hatte ich die Rechnung ohne Kätzchen Mila gemacht. Sie zog in die Wohnung von ihm und seiner Freundin ein, 20 cm unwiderstehliche Niedlichkeit mit einem eisernen Willen und fest davon überzeugt, eine Decke in der Größe 1,5 x 2,3 m ist genau das richtige für sie.
Und ich bekam wieder einen Anruf: Du, ich hab doch jetzt keine Decke mehr, könntest Du nicht……?“
Klar konnte ich, es wurde eine Decke in dem Muster Corn and Beans oder eben Moritz 3.0 :-)
Gestern habe ich an ihr, als letzten Arbeitsschritt, mit der Hand die Einfassung angenäht und auch bei dieser Decke wurden wieder viele gute Wünsche mit eingearbeitet.
Morgen geht sie auf die Reise und ich wünsche beiden, zusammen eine wundervolle Zeit.
Gibt es den Sinn eines Quilts? Lohnt sich die Arbeit und erfüllt eine gekaufte Decke nicht den gleichen Zweck, nämlich einfach warm zu halten? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich möchte weder die verträumten, entspannten Stunden an der Nähmaschine beim Entstehen, noch das Strahlen des Beschenkten missen, für mich bringt jeder Quilt ein bisschen mehr Wärme und ein Lächeln in die Welt.
Ihr wollt wissen, was mit den alten Kinderquilts geschehen ist? Natürlich gibt es sie noch, sie liegen säuberlich zusammen gefaltet im Regal, ein bisschen fadenscheinig und verblichen. Manchmal fahre ich mit der Hand darüber und es kommt mir fast so vor, als würden sie anfangen zu wispern und von früher zu erzählen: von Zeltlagern, Höhlen bauen und Kinderlachen.
Meine drei Lieblingsmänner sind erst mal wieder versorgt – denke ich…….
Aber wie meinte Stefan den Satz “wäre nicht ein Flanellquilt herrlich kuschelig?“
Die Planung für Stefan 3.0 läuft :-)
Kommentare
Moritz 3.0 ist ein Traum geworden und was passt besser in den Norden als "Korn und Bier"
Liebe Grüße Ebba
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